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„Wenn aber der Lambo weg ist… und Sie mit einem Esel zu Ihrem Termin reiten müssen, dann…“

Ein Beitrag von Michael Kwasniok

„Aber wehe, Sie fahren gegen einen Blumenkübel!“

oder

„Wenn aber der Lambo weg ist… und Sie mit einem Esel zu Ihrem Termin reiten müssen, dann…“

Ein Bericht zum heutigen Besuch der Goslarer Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und des Präsidenten des Verkehrsgerichtstags Prof. Ansgar Staudinger im Ratsgymnasium

Wir stehen im Wind: Der Blumenkübel wurde durch das Auto touchiert. Die Kriminalisierung ist nicht weit: Waren Rauschmittel im Spiel, gar Alkohol? Die Frage, warum Petitessen im Straßenverkehr (in Deutschland, nicht in anderen Ländern!) nicht nur zu Emotionen führen, sondern auch zu juristisch verzwickten Schlussfolgerungen im Detail, sei letztlich zurückzuführen auf die große Macht der Versicherer – so eine These, die Herr Prof. Staudinger am heutigen Morgen aufgestellt hat. Der Präsident des Verkehrsgerichtstags zu Goslar, ein Bielefelder Jurist, spitzt zu und trifft damit (mehrfach!) den Nerv der gebannt Zuhörenden. Mit großer Eloquenz, gut gesetzten Pointen und gleichzeitig fachjuristischer Klarheit vermag Staudinger, die Schülerinnen und Schüler der Leistungskurse Geschichte von Frau Langlotz und Englisch von Herrn Kwasniok zum Schmunzeln und Nachdenken zu bringen.

Wir freuen uns sehr über die Ehre, am heutigen Morgen Frau Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und Herrn Staudinger hier bei uns im Haus gehabt zu haben! Schulleiter Hans-Peter Dreß bringt das sehr herzlich zum Ausdruck.

Prof. Staudinger verweist auf die besondere Bedeutung der Stadt Goslar, in die heute „1700 Leute einfallen“ für den Verkehrsgerichtstag, und Frau Schwerdtner vertieft die Rolle, die unserer Stadt dabei als Austragungsort zukommt.

„Ab Freitagmittag“ spreche jeder überregional über Goslar, würden doch die Empfehlungen des Verkehrsgerichtstags an die Minister Buschmann und Wissing gehen: sprich die Ressorts Justiz und Verkehr.

Die Frage, ob die geladenen Gäste alle rechtzeitig ihr Ziel Goslar erreichen respektive ihre Abreise organisieren können, verknüpft Herr Prof. Staudinger mit der Person von Klaus(i) Weselsky, dem Organisator des mehrtägigen Bahnstreiks. Staudinger legt dar, mit welcher Macht der Chef der Gewerkschaft der Lokführer ausgestattet ist, die so weit geht, ein Land in Teilen tatsächlich lahmzulegen.

Ein Thema, das umtreibt, ist die Frage, ob Menschen, die ein höheres Lebensalter erreicht haben, sich einem Fahrtauglichkeitstest unterziehen sollten. Prof. Staudinger betont, dass gerade in Italien, das nicht für besondere „Regelungswut“ bekannt ist, dies ab dem 70. Lebensjahr Pflicht sei.

Dass der Hochschullehrer der „coolere Lehrer“ ist, sei hier vermerkt. Der authentische Humor Prof. Staudingers begeistert die geneigten Zuhörenden.

Der Humor eines Lamborghini-Fahrers könnte schnell zu Eis gefrieren, zöge man sein Fahrzeug ein für ein begangenes Verkehrsdelikt. Die Wirksamkeit „moderner“ Sanktionen werde in Goslar in den Mittelpunkt der Überlegungen gestellt. Der Esel als Alternative könne, ja könnte bereits präventiven Charakter haben.

Final wirbt Prof. Staudinger bei unseren Schülerinnen und Schülern für ein Jurastudium. Jura sei „besser als Physik“, eine Anspielung auf unseren modern-hellen Physiksaal, in dem die Veranstaltung stattfindet; „besser“ insofern, als das ganze Leben von „Juristerei“ bestimmt werde. (Freilich wird eingeräumt, dass das gegebenenfalls auch auf die Physik zutreffen könnte.) Jura sei faszinierend für Menschen, die gerne lesen, und zwar längere, anspruchsvollere Texte, die Blickwinkel auf die Realität eröffnen. Eine Offenheit dafür sei conditio sine qua non. Da Jura das tiefgründige Denken fördere, könne es lesenden Menschen in diesem Sinne nur Freude bereiten.

Dem flammenden Appell folgt der Dank für einen kurzweiligen und hochinteressanten Vormittag im Ratsgymnasium, für den wir uns herzlich bedanken. Gerne würden wir ihn wiederholen!